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30.06.1994 (Fahrt Nr. 16): Die Prüfung

Wir schreiben den 30. Juni 1994 - Ein grosser Tag für mich! Nach einer kurzen, aber intensiven Schulungszeit mit 15 Ausbildungsfahrten im Heissluftballon bei Hans Zimmerli bin ich (scheinbar) reif für die praktische Prüfung. Frühes Aufstehen ist angesagt: Bereits um 03:30 Uhr klingelt der Wecker und ich bin sofort hellwach. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit meiner damaligen Partnerin Heidi machen wir uns bereit. Gerade wollen wir die Wohnung verlassen, da klingelt das Telefon: Es ist Hans, der mich beauftragt, noch kurz zum Schützenhaus in Brittnau

zu fahren. Ich soll schauen, ob dort eine gemähte Wiese als Startplatz in Frage käme. Wie immer, etwas knapp in der Zeit, machen wir uns auf den Weg. Weil Heidi nach dem Start zur Arbeit muss, fahren wir mit zwei Autos los. So früh am Morgen hat es noch praktisch keinen Verkehr und ich fahre mit meinem Ford Escort hinter Heidi im Mitsubishi Colt her. Bei der Kreuzung im Dorfzentrum von Brittnau sehe ich, dass weder von links noch von rechts ein Auto kommt und will ohne anzuhalten durchziehen und abbiegen. Heidi aber verhält sich richtig, hält an – Und schon chlöpft’s…!!! Die Schnauze meines Escorts steckt im Arsch des Colt! Ich will sofort aussteigen und den Schaden begutachten. Heidi aber, mit Blick auf die Uhr, winkt ab und meint nur: „Weiterfahren, wir kennen uns ja…!“ Erst beim Schützenhaus sehen wir uns die Sache genauer an: Während bei meinem Auto „nur“ die Lampe vorn kaputt ist, der Escort aber ansonsten mit ein paar leichten Prellungen davongekommen ist, sieht der rote Colt doch recht angeschossen aus... (Anmerkung: Schlussendlich resultiert aus dieser Unachtsamkeit ein beachtlicher Schaden von mehreren Tausend Franken!). Na was soll’s, regeln wir später – Jetzt geht es darum, dass ich trotz Allem eine akzeptable Prüfung ablege. Übrigens, in Brittnau war keine Wiese gemäht und wir starten um 06:25 Uhr ab dem Heiternplatz in Zofingen, wie eigentlich bereits am Vortag definiert!

Trotz des nervenaufreibenden Zwischenfalls verlaufen die Startvorbereitungen „wie am Schnüerli“, nicht zuletzt dank der guten und intensiven Fahrschule, die ich bei Hans Zimmerli genossen habe. Mit leichter Bise driften wir über Zofingen in richtung Vordemwald, Murgenthal, über die Aare bis nach Wolfwil. Unterwegs mache ich möglichst genau das, was BAZL- Inspektor René Mäder von mir verlangt: Steigen mit 1 Meter/ Sek., 10 Minuten Höhe halten, nebenbei ein paar Fragen über Luftraumstrukturen, Material und Luftfahrtgesetzgebung beantworten - Dabei nicht ablenken lassen und immer den Ballon im Griff haben! Und wie die herzigen kleinen Wölkchen heissen, weiss ich auch noch. Nach ca. einer Stunde lande ich den Herzliballon HB-BJE in Schwarzhäusern. René steigt aus und rühmt: „Ich habe selten eine so perfekte Fahrt gesehen!“ Die anschliessende Solofahrt geniesse ich ganz für mich alleine und lande ruhig in Wangenried.

Juhui...!!! Prüfung bestanden! Puuuhhh…, also doch: Scherben bringen Glück!cheeky