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Fahrt Nr. 21, 16.07.1994: Keine 10 Pferde bringen mich wieder in die Luft oder Das Gas hält länger, als man denkt… oder siehe Titel Fahrt Nr. 20…

Beim stöbern in meinen alten Aufzeichnungen bin ich auf eine weitere Geschichte gestossen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Der Schlusssatz der Geschichte stelle ich hiermit auch an den Anfang: Aller Anfang ist schwer und heute können wir darüber schmunzeln, wenn auch der Schreibende noch den Angstschweiss von damals in der Nase hat... 

Heute ist ein heisser Sommertag und die beiden Perryballone starten in in Pfaffnau zu einer Abendfahrt (in dieser Zeit fahren wir ausschliesslich am Abend. Dafür gibt es mehrere Gründe wie zum Beispiel: Edy‘s Mann- oder halt Frauschaft kommt am Morgen nicht aus den Federn raus… Die offizielle Version: Die Perry Ballone sind dann in der Luft, wenn sie auch gesehen werden, und das ist halt doch eher am Abend gegeben. Die sommerlichen Temperaturen und die fleischliebende Besatzung verlangen dem 3000 m3 grossen Papa Charlie einiges ab, und so ist eine Zwischenlandung mit (Propangas-) Flaschenwechsel vorgesehen. Nun, wer die Gegend zwischen Paffnau und Reiden kennt, weiss, dass es hier (beinahe) keine Landeplätze gibt – Diese Aussage korrigiere ich 20 Jahre später wie folgt ab: Wer die Gegend zwischen Pfaffnau und Reiden kennt, weiss, dass ein Jumbojet hier unmöglich einen Landeplatz findet… Egal, Jungpilot Wälchli findet partout keine geeignete Wiese, und so geht die Fahrt weiter, während die Gasvorräte langsam zur Neige gehen. Nachdem wir die Aussicht auf 2000m genossen haben, fahren wir jetzt nur noch tief, wo es mit leichter Bise Richtung Altishofen – Ebersecken geht. Aus (heute) unerklärlichen Gründen finde ich auch in Altishofen keinen geeigneten Platz zum Landen und fahre bereits wieder über dem Wald Richtung Richental, Ebersecken . „So oder so lande ich nach dem Wald“, werden die Passagiere und die Verfolger instruiert. Nach meinen Berechnungen habe ich inzwischen wirklich bald kein Gas mehr. Bestätigt wird dies durch das Klingeln des Füllstandsanzeigers in den Flaschen – Die Anzeige auf der Flasche schaue ich schon gar nicht mehr an – Handschuhe drauflegen… ;-). Also, hinter dem Wald schnell sinken und hinein ins Tal vor Ebersecken. Aber: „Eine Kuhweide…!“, ruft ein Passagier. Durch den Brenner aufgeschreckt rennen nun die Kühe los – Unbeachtet bleibt der Zaun, der Kurzerhand durchbrochen wird… Super, ich kein Gas mehr und da unten galoppieren 6 Kühe auf der Hauptstrasse Richtung Dorfzentrum… Ich heize nochmals ein und lande dann etwa 5 Minuten später entnervt an einem Wegrand in Ebersecken. Ich bin am Boden (im wahrsten Sinne des Wortes…) und könnte schreien – Ein fast hörbarer Stein ist mir vom Herzen gefallen. Inzwischen ist auch meine Verfolgermannschaft hier und beruhigt mich: „Die Kühe sind bereits wieder eingesperrt und mit einer Flasche Wein auch der Bauer zufriedengestellt. „Aber Stefu, hier können wir den Ballon unmöglich umlegen!“, tönt es von Heidi. Links geht es einen steilen Abhang hinunter, und rechts hat es Bäume. Zudem ist der Ballon von Stromleitungen eingekreist, so dass ein Versetzen auf die ca. 50 Meter entfernte Wiese nicht möglich ist. Mein Bruder Röbu hat eine gute Idee: „Neues Gas rein, 2 Passagiere raus und nochmals aufsteigen, um hinter den Leitungen auf der grossen freien Fläche zu landen“. „Vergiss es!“ sage ich: „Keine 10 Pferde bringen mich heute nochmals in die Luft!“. Na gut, der Pilot entscheidet grundsätzlich und so wird der Ballon abgelegt/ aufgelegt, denn kurz danach liegen 3 Kirschbäume gut verpackt unter der Perry- Hülle. Mit Müh und Not bringen wir den Ballon wieder von den Bäumen, einige Risse inklusive, die dann später geklebt werden… „wir haben gar nicht bemerkt, dass das Gas knapp war, Du warst ja die Ruhe in Person…“, sagten die drei Passagiere beim anschliessenden Anstossen mit dem feinen Ballöndler- Wyy. Bis heute eine meiner Eigenschaften: Ruhig bleiben… - Nicht ganz einfach, denn neben zwei leeren Flaschen zeigt die Dritte noch knapp 10%, die vierte Flasche sogar weniger an…Beim stöbern in meinen Aufzeichnungen habe ich wieder eine Geschichte gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Einmal mehr, aller Anfang ist schwer und schön, wenn man später darüber lachen kann...