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09.07.1994 (Fahrt Nr. 20): Die (natürliche) Angst vor dem Boden...

Wenn ich zurückblicke, so sehe ich einen (etwas zu) sorglosen jungen Kerl, der noch viel zu Lernen hat. Ich habe von Edy Witprächtiger das grosszügige Angebot angenommen, für ihn mit dem kleinen ("nur" 3000m3 gross...) Perry-Ballon HB-BPC Fahrten durchzuführen. Von seiner grossen Erfahrung mit über 1‘000 Stunden in der Luft konnte ich viel profitieren und da ich keine eigenen Passagiere hatte, war ich sehr froh über diese Möglichkeit. Edy und ich sind in der Regel gemeinsam unterwegs ab Pfaffnau und der kleine Unterschied zwischen uns bestand in der grossen/ kleinen Erfahrung… Diese schöne und lehrreiche Zeit könnte wie folgt umschrieben werden: Prüfung bestanden, jetzt fängt das Lernen an...!  Nach der Prüfung folgten vorerst 3 gemeinsame Ballonfahrten mit Edy im Raven- Ballon - Die Ausbildung genoss ich auf einem Cameron Ballon mit Parachutte- Top. Nun freundete ich mich mit dem Spring-Top des Amerikaners/ Franzosen an.

Meine erste richtige Passagierfahrt nach der Prüfung startete in Pfaffnau bei bedecktem Himmel und (gem. Meteorolügen)  schwachem Wind aus Westen. "Das ist kein Problem für dich!" sagte Edy, der mich heute am Boden mit dem Begleitfahrzeug verfolgt. Mit dem HB-BPC und drei Passagieren steige ich um 19.15 Uhr auf und ich merke schnell, dass der angesagte Westwind in allen Höhen klar aus Norden kommt. Die Luftreise geht via Roggliswil, Altbüron und Grossdietwil südwärts. In der Höhe wie auch am Boden ist es nicht ganz windstill und in kürzester Zeit sind wir in der Region Zell angekommen. Edy meldet sich per Funk und gibt mir den Tipp, in den Windschatten vor mir zu fahren und bei Hüswil zu landen. "Gute Idee, das mache ich…!" Aber bereits ist diese Chance vorbei, denn ich bin viel zu schnell unterwegs (Rückblickend betrachtet nicht unbedingt zu schnell, aber zu hoch…). Nun geht es auf direktem Weg ins Lutherntal, an dessen Ende der Napf mächtig vor uns steht. „Jetz söttisch denn scho öppe lande“, tönt es durch den Funk. „Mach ich, sobald i es Plätzli fende…“, sage ich leicht angespannt. Edy ist bereits in Luthern, während wir rechts wegdriften und auf die umliegenden Hügel des Napfgebietes entschweben. Ich lande den Ballon schlussendlich an einem steilen Hang auf einem Hügel names Höchschwendi auf knapp 1100 Meter. Gerade nebenan ist bei einer Hütte ein lustiges Fest im Gange. Die rüüdigen Luzerner helfen beim Bergen des Ballons. Edy muss nun  den ganzen Weg bis nach Hüswil zurückfahren, um dann via Huttwil, die Fritzenfluh  und Wasen über ein steiles Wegstück zu uns zu gelangen. In der Zwischenzeit wurden wir von der lustigen Truppe gut unterhalten und verköstigt. Dass Edy leicht genervt war merkte ich daran, dass er, als er dann irgendwann in der dunklen Nacht bei uns eintraf, nicht einmal mehr einen Kafi Schnaps wollte…